5 Tipps für gelungene Lost-Places-Fotos
Neben aller Faszination für die Lost-Places steht das Motto der Urban-Explorer auch für jeden Hobby-Fotografen an erster Stelle: „Kein Foto ist die Gefahr für Leib und Leben wert“.
Tipp 1: Die Location finden
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Eine geeignete Location zu finden ist nicht einfach aber zentral, denn die interessantesten Locations sind gut gehütete Geheimnisse. Verständlich, bedenkt man, welche Auswirkungen das auf den Tourismus an solchen Plätzen haben kann. Dennoch gibt es einige Communitys, in denen ein Austausch mit Gleichgesinnten möglich ist. Auch die direkte Nachfrage bei einem Fotografen kann zum Erfolg führen. Neben den Tipps von anderen Urban-Explorern, gibt es noch weitere Quellen.
Es lohnt sich mit offenen Augen durch gewohnte Umgebungen zu gehen und neue Blickwinkel einzunehmen. So findet man Inspiration, wo man zunächst keine vermutet. In vielen Städten gibt es beispielsweise morbide verlassene Industrieanlagen oder längst nicht mehr bewohnte alte Villen.
In der Fremde ist es zeitaufwendiger, aber meist erfolgreicher, sich an Einheimische zu wenden. Gerade ältere Menschen besitzen Wissen über Orte, die man nicht im Netz findet. Diese Quellen zu nutzen, erfordert Fingerspitzengefühl und Zeit, zahlt sich aber aus. Manchmal können diese Leute auch bei der Frage der Grundstücksverwalter weiterhelfen.
Manche Fotografen nutzen sogenannte Locationkarten, in denen Sie Ihre Standorte mit den dort entstandenen Fotos taggen. Diese Suche ist weniger hilfreich, wenn man noch unerforschte Orte finden will, aber für Einsteiger eine gute Möglichkeit, Informationen zu erhalten.
Eine weitere Art, Karten zu nutzen, bietet Google Maps. Mit diesem Dienst kann man Wege ausfindig machen, die man bisher nicht entdeckt hat. Street View bietet zusätzlich die Möglichkeit, sich einen ersten Eindruck von den vorliegenden Bedingungen zu verschaffen.
Ein heißer Tipp ist das Thema Geocaching. Menschen suchen bei diesem Hobby Schätze (z.B. in Form kleiner Dosen), die von anderen an verwinkelten, banalen oder exotischen Orten versteckt wurden. Geocaching offenbart viele Foto-Locations oder auch Lost-Places, die gern als Verstecke genutzt werden.
Es gibt Anbieter, die öffentliche und kostenpflichtige Touren durch verlassene Orte anbieten, so zum Beispiel in Beelitz oder Wünsdorf in Brandenburg/Deutschland. An den begleiteten Touren kann immer nur eine begrenzte Zahl von Personen teilnehmen und sich je nach Tour auch frei auf dem Gelände bewegen. Solche Touren entsprechen jedoch nicht im Kern der Idee von Urban-Exploration und werden von vielen Urban Explorern strikt abgelehnt. Dennoch bieten sie die Gelegenheit, völlig legal verlassene Orte der Zeitgeschichte zu fotografieren.
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Tipp 2: Zentral ist die Stimmung
Ist die passende Location gefunden, ist es ratsam sich in allen Räume (unter Beachtung der Sicherheitsaspekte) und auf dem Areal nach interessanten Motiven umzusehen. Hat man ein Motiv gefunden sollte man sich Zeit lassen, um eine geeignete Perspektive zu finden. Sich genau im Raum umzusehen und die Magie des Ortes zu spüren, verhilft zu gelungenen Bildern.
Lost-Places-Fotos übermitteln immer eine Stimmung oder Emotion. Die Realität abzulichten, ist nicht das Ziel. Ein Wechsel der Objektive und der Position im Raum kann von Vorteil sein, wenn sich die gewünschte Stimmung nach den ersten Probeschüssen nicht einfangen lässt. Dieser Prozess kann durchaus mehrere Stunden bis Tage in Anspruch nehmen.
Nicht immer sind Totalen das geeignete Mittel, die Magie eines Raumes einzufangen. Probieren Sie verschiedene Perspektiven, Winkel, Sichtachsen und Detailaufnahmen vom Motiv. Ziel ist es, den Betrachter der Fotografie durch das Bild zu führen und ihn die Faszination des Ortes spüren zu lassen.
Tipp 3: Die Wahl des Objektivs
Den ganzen Raum mit seiner Stimmung und seinen Details einzufangen, ist für jeden Fotografen eine Herausforderung. Wenig Platz und Licht erschweren das Fotografieren. Hier eignet sich eine Spiegelreflexkamera mit einem (Super-) Weitwinkelobjektiv mit einer Brennweite von 10 – 20 mm. Es bietet den Vorteil ganze Räume mit wenig Abstand ablichten zu können. Ein weiterer Pluspunkt dieser Objektive ist die Fähigkeit, einen größeren Umfang von Helligkeitsbereichen zu erfassen. Das ist in den oft düsteren Lost-Places unverzichtbar. Diese Objektive sind auf eine sehr geringe Brennweite eingestellt und daher nicht flexibel einsetzbar. Ein weiterer Nachteil ist die vergrößerte Darstellung von nahen Objekten.
Um flexibel zu bleiben, sollte auch immer ein Normalobjektiv von 17 – 55 mm mitgenommen werden. Dieses eignet sich auch für die meisten Detailaufnahmen.
Tipp: Um einen häufigen Objektivwechsel zu vermeiden, nutzen Sie auf der Strecke in das Gebäude ein Objektiv und wechseln Sie es auf dem Rückweg gegen ein anderes. So können Sie Motive aus verschiedenen Perspektiven ablichten, ohne ständigen Umbau an der Kamera.
Tipp 4: Die richtige Belichtung
Verlassene Orte leben von Zwielicht und Schattenspiel. An sonnigen Tagen werden stark differenzierte Schatten geworfen und in den Sonnenstrahlen glitzert der Staub. In den späten Nachmittagsstunden sind die Schatten länger und das Licht ist weicher. Bewölkter Himmel lässt das Licht in Innenräumen sehr samtig und düster erscheinen. Entsprechend der aktuellen Wetterlage und Uhrzeit können Fotos von ein und demselben Ort eine ganz unterschiedliche Stimmung vermitteln. Es lohnt sich, den Wetterbericht zu Rate zu ziehen und dann über den Aufbruch zu entscheiden.
Aufgrund der oft schwierigen Lichtverhältnisse ist es ratsam, von jedem Motiv drei bis sechs Belichtungsreihen zu erstellen (inclusive Über- und Unterbelichtung). Nur so ist man in der Lage, den vollen Umfang der verschiedenen Helligkeitsbereiche zu erfassen.
Um später in der Bearbeitung das geeignete Bild auszuwählen oder gegebenenfalls ein HDR zu konvertieren, müssen die Bilder deckungsgleich sein. Das erreicht man mit einem stabilen Stativ, einem Beanbag oder einem anderen festen Kamerastand. Das Stativ verhindert auch ein Verwackeln der Bilder bei langer Belichtungszeit.
Bei der Nutzung eines Stativs sollte der Bildstabilisator ausgestellt werden. Dieser versucht, die nicht vorhandenen Bewegungen der Kamera zu stabilisieren. Das Ergebnis ist ein unscharfes Bild. Ein Fern- oder Selbstauslöser bietet die Möglichkeit, weitere potenzielle Unschärfe durch ungewollte Bewegungen zu reduzieren.
Tipp 5: Es werde Licht
An besonders düsteren Orten reicht eine hohe Belichtungszeit und eine große Blende nicht aus. Der Auto-Fokus ist nicht in der Lage, das Motiv scharf zu stellen. Erfahrene Urbexer wedeln solche lichtarme Motive gleichmäßig mit der Taschenlampe bei langer Belichtungszeit aus. Mit dieser Technik ist es möglich, wichtige Teile des Bildes stärker zu beleuchten.
Der integrierte Blitz wird selten genutzt, denn das Weitwinkelobjektiv wirft bei der Nutzung des Blitzes einen Schatten auf die obere Hälfte des Bildes. Der untere Bereich ist stark überbelichtet. Ein Aufsteckblitz wird aufgrund seiner Unhandlichkeit ebenfalls selten genutzt.