• Gastbeitrag

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    Die Kunst des Sehens

    Die Fotografie ist eine der schönsten Kunstformen, zweifelsohne. Doch was ist eigentlich diese Kunst hinter der Fotografie? Viele denken, dass das Meistern des manuellen Modus eine Kunst sei. Zugegeben, am Anfang kann dies so erscheinen. Wer aber regelmäßig mit der Kamera übt, merkt schnell, dass das manuelle Fotografieren nicht wirklich schwierig ist. Genau so wenig ist die Beherrschung der Kamera ein Garant für gute Bilder. Bei der Fotografie geht es um weit mehr als die Technik – und hier schließt sich der Kreis zur Kunst dahinter. Letztendlich geht es darum, wie der Fotograf, oder natürlich auch die Fotografin, die Welt sieht.

    Das deutsche Unternehmen Leica hat es mit folgender Formulierung einst passend auf den Punkt gebracht: „Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern.“ Wie wahr dies doch ist. Wenn wir Motive nicht zu sehen vermögen, nutzt uns auch das Kamerasetup im Wert von mehreren Tausend Euro rein gar nichts. Zumindest solange nicht, bis die Kameras mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind und für uns die Fotografie erledigen. Aber das ist ein anderes Thema.

    Wenn wir also bessere Fotografen werden möchten, dann sollten wir uns mehr auf das Sehen konzentrieren. Denn das Sehen ist die Grundlage jedes Bildes. Respektive das Wahrnehmen. Denn Sehen und Wahrnehmen ist nicht das Gleiche. Beides ist aber elementar wichtig für fesselnde Bilder.

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    Entschleunigung als oberste Prämisse

    Wird das Thema des Sehens angesprochen, so ist dieses für viele Menschen zunächst sehr banal. Wichtig zu verstehen ist, dass das Sehen in der Fotografie nicht mit Augen offen haben gleichgesetzt wird – obschon dies zugegebenermaßen essentiell dafür ist. Vielmehr geht es darum, sich Zeit zu lassen. Einfach mal an einem Spot zu verharren, sich die Umgebung anzuschauen und auch mal zu spüren, was der Ort mit einem selber macht. Ausgiebiges Beobachten ist etwas vom Wichtigsten in der Fotografie. Wir lieben die Kombination aus sich Zeit lassen und manuell die Kameraeinstellungen vorzunehmen. Dies hilft enorm bei der Auseinandersetzung mit dem Motiv.

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    Auf die Details kommt es an

    Wer sich beim Fotografieren Zeit lässt, sieht plötzlich Details, für die der Blick vorher nicht frei war. Pollen auf dem Stempel einer Blume. Die feine Strukturierung von Blättern. Die Welt ist voller Muster, Formen und Farben. In unserer hektischen Zeit fehlt uns leider sehr oft der Blick dafür. Abschätzig hört man Leute über Details sprechen und dementsprechend werden Formulierungen benutzt wie: „Das ist nur ein Detail, unwichtig.“ Wie töricht das doch ist. Kommt es doch genau auf diese Details an. Wenn du deine Fotos auf das nächste Level heben möchtest, beginne damit, auf Details zu achten. Sobald du dies machst, wird die Welt eine andere sein. Bunt, voller Strukturen, spannend. Ein wahrlich magischer Ort.

    Wer so richtig in diese Detailwelt eintauchen möchte, der sollte sich ein Makro-Objektiv schnappen und damit einige Aufnahmen machen. Was abgelichtet wird spielt keine Rolle. Das kann Gemüse aus dem Kühlschrank oder eine Biene auf einer Blume im Garten sein. In der Makrofotografie werden Details sichtbar, wie wir sie mit bloßem Auge nicht zu sehen vermögen. Das ist quasi das nächste Level der Details in der Fotografie.

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    Licht und Schatten

    Ohne Licht können wir nichts sehen und ohne Licht wird es auch mit der Fotografie schwierig. Daher ist Licht die entscheidende Komponente in Bezug auf gute Bilder. Unseren Fotografieschülern legen wir deshalb von Beginn an ans Herz, auf das Licht zu achten. Woher kommt das Licht? Fällt es direkt oder indirekt auf mein Motiv? Handelt es sich um hartes oder weiches Licht? Welche Farbe hat eigentlich das vorherrschende Licht? Und damit verbunden auch die Frage nach den Schatten. Wie fallen diese? Weisen sie harte oder weiche Kanten auf? Ist das vorherrschende Licht dazu geeignet, das Motiv oder die Szene so abzubilden, wie ich es mir vorstelle? Oder muss ich allenfalls warten? Wir fotografieren meist in den blauen und/oder goldenen Stunden. Diese Lichtstimmungen sind umwerfend und sorgen dafür, dass das Bild eine ganz besondere Wirkung erhält. Wer es vermag, Licht bewusst für seine Fotos einzusetzen, wird schnell feststellen, dass irgendetwas anders ist. Die Bilder wirken lebendiger, sie erhalten Tiefgang. Sie werden zu stimmungsvollen Aufnahmen. Also beginne damit, auf das Licht zu achten.

    Schwarz-Weiß für den konzentrierten Blick

    Zugegeben, so viele Strukturen und Farben können auch ablenken und den Blick für das Wesentliche vernebeln. Aber dafür gibt es eine Lösung. Manche Kameras lassen sich in einen Schwarz-Weiß-Modus schalten. Die Fotografie wird dann sofort eine andere. Man muss sich mehr auf die Formen und Kontraste fokussieren, ist aber von störenden Farben befreit. Den Blick für das Motiv schult die Schwarz-Weiß-Fotografie ungemein und wir setzen diese Technik immer mal wieder ein. Nicht primär zu Übungszwecken, sondern wegen der Faszination dafür.

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    Zeit nehmen für die eigenen sowie für andere Werke

    Für die Entwicklung des fotografischen Blicks ist es wichtig, sich seine geschossenen Werke anzuschauen. Dabei sollte man sich selber fragen: Was gefällt mir an diesem Bild? Und auch, was gefällt mir nicht? Lass den Blick durch das Bild wandern und schau dir die Farben und Strukturen an.

    Genauso wichtig ist es aber auch, sich Werke von anderen Fotografen anzuschauen und darauf zu achten, was der Grund sein könnte, dass einen das Foto fasziniert. Mit anschauen meinen wir übrigens das Bild wirklich zu betrachten. Nicht einfach nur wild durch den Instagram Feed zu scrollen und Likes zu verteilen. Am besten gleich ein Fotomuseum besuchen und Bilder ausgedruckt betrachten. Denn gedruckte Bilder entfalten eine ganz andere Wirkung. Unsere Lieblingswerke haben wir beispielsweise alle ausdrucken lassen und dabei nicht selten gestaunt, wie anders die Wirkung des gedruckten Exemplars doch ist. Irgendwie scheint ein gedrucktes Bild ein gewisses Leben zu haben. Auf jeden Fall sieht man das Foto so nochmals wortwörtlich ganz anders.

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    Den Blick zu schulen lohnt sich für jeden, egal ob Hobbyfotograf oder Profi. Jeder von uns sieht die Welt anders, nimmt Farben und das Licht anders war. Dies ist auch der Grund, warum es total egal ist, ob alles bereits einmal fotografiert wurde oder nicht. Wer sich Zeit lässt und zu einem guten Beobachter wird, der hebt seien Fotos automatisch auf das nächste Level, und vor allem vermag ein guter Beobachter auch, Motive viel schneller zu erkennen und sich allenfalls ergebende Fotochancen zu antizipieren. Später kommt noch die Bildgestaltung ins Spiel. Aber das ist ein Thema für einen anderen Blog, einen Fotokurs oder eine Privatsession.

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    Journeyglimpse das sind Steffi und Stefan. Badeurlaub war noch nie so ihr Ding. Sie sind eher auf der Strasse, in der Steppe, dem Dschungel oder im abgelegenen Dorf anzutreffen. Da wo sie mit anderen Kulturen, der Pflanzen- oder Tierwelt in Kontakt kommen und diese hautnah erleben. Daraus entstehen spannende Reisegeschichten voller eindrücklicher Momente. Dazu darf die Fotokamera natürlich nicht fehlen, um jeden einzelnen Moment als Bild zu dokumentieren. Steffi und Stefan, zwei Fotoprofis durch und durch, jagen das besondere Licht und kombinieren es mit umwerfenden Landschaften. Bilder mit Tiefgang das liegt ihnen am Herzen. Auf journeyglimpse.com berichten sie unter anderem über ihre Reisen und geben Experten Tipps zum Thema Fotografie.

    Foto- und Reiseblog: www.journeyglimpse.com

    Portfolio von Stefan: www.stefantschumi.photography

    Unsere Kursplattform: www.creatorspath.net

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