Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen
In der Fotografie spielt das Licht eine zentrale Rolle, um ein gelungenes Foto zu erzeugen. Dabei sind eher ungünstige Lichtsituationen, in denen das Fotografieren eine Herausforderung ist, nicht einmal selten.Ist von einer schlechten Lichtsituation die Rede, geht es meist um zu wenig Licht. Aber auch zu viel Licht oder extreme Helligkeitsunterschiede innerhalb einer Aufnahme können zu einem Problem werden. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie sich den schwierigen Lichtsituationen stellen.
Problem 1: Zu wenig Licht
Sowohl in Innenräumen als auch in der freien Natur besteht nicht selten das Problem, dass die Menge an Umgebungslicht für eine ausreichend belichtete Aufnahme nicht ausreicht. Wie Sie auf zu wenig Licht reagieren sollen, hängt dabei stark davon ab, was Sie fotografieren möchten.
Lösung 1: Die Einstellungen der Kamera richtig nutzen
Der erste und einfachste Weg, um mehr Licht auf den Sensor zu bekommen, ist es die unterschiedlichen Einstellungsparameter wie Blende, Belichtungszeit und ISO optimal abzustimmen.
Nutzen Sie einen großen Blendenwert, um die Blende des Objektivs weit zu öffnen und somit mehr Licht auf den Sensor fallen zu lassen. Durch die weite Öffnung der Blende besteht allerdings das Problem, dass sich der scharfe Bereich des Bildes verkleinert. Folglich ist dieser Weg bei den meisten Objektiven nur geeignet, wenn Sie ein bestimmtes Objekt in den Fokus nehmen möchten, dass nicht den größten Bereich der Aufnahme abdeckt. Größere Objekte lassen sich mit dieser Einstellung nicht komplett scharf abbilden.
Möchten Sie jedoch eine Landschaft oder eine Skyline in Ihrer Gänze scharf abbilden, kommen Sie nicht drum herum, die Belichtungszeit zu erhören. Je höher die Belichtungszeit, desto länger bleibt der Verschluss der Kamera geöffnet. Eine lange Belichtungszeit eignet sich allerdings nur für unbewegte Motive. Es sei denn man möchte sich die Bewegungsunschärfe zu Nutze machen, wie beispielweise bei einem Wasserfall.
Der dritte Parameter, der zu einem helleren Bild verhelfen kann, ist der ISO-Wert. Der Standartwert des ISO liegt zwischen 100 und 200. Dieser Wert regelt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Wird der ISO-Wert verdoppelt, so verdoppelt sich auch die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Auf dem ersten Blick klingt dies zweifelsfrei nach der idealen Lösung für zu wenig Licht. Aber Achtung: Eine Erhöhung des ISO-Wertes kann zu Bildrauschen führen und vermindert somit die Qualität der Aufnahme.
Lösung 2: Ein Stativ zu Hilfe nehmen
Je länger die Belichtungszeit gewählt wird, umso mehr Licht kann auf den Sensor der Kamera gelangen. Allerdings hat dies den Nachteil, dass ein Mensch nicht jede Belichtungszeit verwacklungsfrei halten kann. Bei nicht allzu großen Brennweiten können Verschlusszeiten bis etwa 1/60 Sekunden aus dem Stand gehalten werden. Bei längeren Belichtungszeiten wird jedoch ein Stativ benötigt. Durch die Erhöhung der Belichtungszeit ist es möglich, trotz geringem Licht die Blende weit zu schließen, um Objekte komplett scharf aufzunehmen.
Zusätzlich zum Stativ bietet ein Fernauslöser noch mehr Sicherheit für eine verwacklungsfreie und scharfe Aufnahme. Denn allein das Betätigen des Auslösers kann zu einer Verwacklung führen. Wie bereits erwähnt, bringt diese Methode das Risiko der Bewegungsunschärfe mit sich, weshalb das Verfahren nur für unbewegte Objekte geeignet ist.
Lösung 3: Die Wahl des Objektivs
Beim Fotografieren wirkt sich auch die Wahl des Objektivs auf das Ergebnis Ihrer Aufnahme aus. Die erste Möglichkeit wäre es, sich für ein lichtstarkes Objektiv zu entscheiden. Lichtstarke Objektive bieten besonders hohe Blendenwerte, wodurch mehr Licht auf den Sensor gelangen kann. Solch hohe Blendenwerte finden sich oft in Festbrennweitenobjektiven aufgrund Ihrer einfacheren Bauweise. Diese haben den Nachteil, dass sich der Bildausschnitt nur durch die Veränderung der eigenen Position variieren lässt.
Eine weitere Möglichkeit ist es, ein Weitwinkelobjektiv zu nutzen und damit einfach näher an das Motiv heranzutreten. Ein Weitwinkelobjektiv bietet den Vorteil einer großen Schärfentiefe trotz weit geöffneter Blende.
Problem 2: Zu viel Licht
Im Innenraum stellt zu viel Licht nur selten ein Problem dar, da hier die Lichtquellen meist regulierbar sind. Auch ein zu starker Lichteinfall durch die Fenster lässt sich problemlos durch Gardinen und Rollläden beheben. In der freien Natur ist dies nicht so einfach – Die Sonne lässt sich weder regulieren, noch kann man sie einfach abdecken. Aber auch hier gibt es Lösungen.
Lösung 1: Filter verwenden
Neutraldichte-Filter, kurz ND-Filter oder auch Graufilter genannt, haben den Zweck eine gewisse Menge an Licht zu schlucken ohne, dass die Farben und Details der Aufnahme verändert werden. Diese Filter gibt es in unterschiedlichen Stärken, wodurch Sie verschieden starke Lichtsituationen meistern können.
Gerade bei Landschaftsaufnahmen wird vor allem der Himmel stark überbelichtet oder sogar ausgebrannt. Bildet die Abgrenzung zwischen Landschaft und Himmel eine halbwegs gerade Linie, ist der Einsatz eines Grauverlaufsfilter sinnvoll. Der Grauverlaufsfilter hat die gleiche Aufgabe wie der normale Graufilter, mit dem Unterschied, dass er das Bild nicht gleichmäßig abdunkelt. Wie der Name bereits verrät, hat der Filter eine stark und eine nur leicht abdunkelnde Fläche, die in der Mitte durch einen Verlauf ineinander übergeht. Dadurch ist es möglich, den Himmel stärker abzudunkeln als die Landschaft im Vordergrund.
Lösung 2: Helligkeit in der Nachbearbeitung zurückholen
Zwar können in einem Bild sowohl die Weiß- als auch in die Schwarztöne ausbrennen. Allerdings passiert dies bei den Weißtönen bedeutend schneller. Ausgebrannte Flächen auf einem Foto durch die Nachbearbeitung zurück zu holen, ist nahezu unmöglich. Daher ist es immer ratsam eine Aufnahme eher zu dunkel als zu hell aufzunehmen. Bei Aufnahmen, die im RAW-Format gemacht wurden, ist es mit nur wenigen Einstellungen und Reglern möglich, wieder mehr Helligkeit und Farbe ins Bild zu bringen.
Lösung 3: Gegenlicht als Effekt nutzen
Neben der starken Mittagssonne ist nicht selten auch die tiefstehende Sonne am frühen Abend problematisch. In dieser Situation können Sie sich das Gegenlicht und die dadurch entstehenden Blendenflecken bewusst als Stilmittel zu Nutze machen. Positionieren Sie dazu Ihr Motiv genau zwischen Ihre Kamera und der Sonne.
Problem 3: Starke Helligkeitsunterschiede händeln
Bei der Aufnahme von schwarzen und weißen Objekten, sowie von verschiedenen Bauten durch deren Tore und Fenster ein starkes Gegenlicht scheint, entstehen auf der Aufnahme enorme Helligkeitsunterschiede. Dies wird zum Problem da der Sensor nur eine begrenzte Anzahl an Helligkeitsstufen abbilden kann und solche Situationen oft den Dynamikbereich der Kamera übersteigen.
Lösung 1: Erstellen einer Belichtungsreihe
Für einen zu großen Dynamikumfang gibt es eine ganz klare Lösung – die Belichtungsreihe. Diese besteht aus mehreren Aufnahmen, bei denen der Fokus auf unterschiedlichen Bereichen des Motives liegen, so dass am Ende auf jedem Foto ein anderer Beriech optimal belichtet ist. Diese Aufnahmen werden im Anschluss übereinadergelegt, um für jeden Bereich des Bildes die optimale Belichtung auszuwählen und herauszustellen.
Damit die Aufnahmen zu 100 Prozent deckungsgleich sind, wird bei der Aufnahme ein Stativ verwendet. Legt man bei der Erstellung und Zusammenführung den Fokus noch mehr auf die Kontraste und Farben des Bildes statt nur auf die Belichtung, können Sie aus der Belichtungsreihe auch eine HDR-Aufnahme kreieren.
Fazit
Die Einstellungsmöglichkeiten und somit die Anpassung an verschiedene Lichtsituationen hat selbst bei der modernen Technik seine Grenzen. Folglich ist es gerade bei sehr schwierigen Lichtsituationen, wie zu wenig und zu viel Licht, oft nicht möglich, ohne weiteres das aufzunehmen, was man mit dem menschlichen Auge sieht.
Bei jedem Problem, das es in der Fotografie zu bewältigen gilt, stehen die Kenntnisse über die Parameter Blende, ISO und Belichtungszeit sowie deren Auswirkungen aufeinander an erster Stelle. Sind die Möglichkeiten der Kameraeinstellungen ausgereizt, helfen uns zusätzliches Kamerazubehör wie ein Stativ oder unterschiedliche Filter, die schwierigen Situationen zu meistern. Sollte das richtige Hilfsmittel jedoch nicht zu Hand sein, gilt: lieber unterbelichtet als überbelichtet. Unterbelichtete Flächen lassen sich nämlich in der Fotonachbearbeitung einfacher korrigieren und wieder herstellen als überbelichtete Flächen.