Geschichte der Fotografie – Teil 7:
Digitalisierung der Fotografie
Digitalfotografie ist für uns heutzutage selbstverständlich. Mal schnell ein Foto gemacht und schon kann es auf dem kleinen integrierten Bildschirm betrachtet werden. Gefällt es nicht, wird es direkt wieder gelöscht und ein neues gemacht. Es gab tatsächlich eine Zeit, in der diese Technik noch unvorstellbar war. In Teil 7 der Geschichte der Fotografie zeigen wir Ihnen, wie die Digitalisierung in die Fotografie Einzug gehalten hat: Vom ersten Bild bis zur neuesten Technik.
Das Unmögliche möglich machen
Durch das Aufkommen des Fernsehens im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde den Leuten klar, dass es möglich ist, Bilder elektronisch zu übertragen und diese direkt auf den heimischen Fernsehapparat zu projizieren. Warum sollte das Gleiche also nicht auch mit Kameras funktionieren? Das größte Problem dabei war vor allem die digitale Speicherung der Bilder, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich war. Allerdings sollten noch einige Jahre ins Land ziehen, bis diese Schwierigkeit gelöst werden konnte.
Dem amerikanischen Ingenieur Russell A. Kirsch war es bereits im Jahr 1957 gelungen, den ersten Digital-Scanner zu entwickeln. Diesen nutzte er, um ein Babyfoto seines Sohns Walden zu scannen. Auf dieser Idee baute der US-amerikanische Ingenieur Steven J. Sasson in den frühen 1970er Jahren auf. Der Grundstein für die erste Digitalkamera war gelegt.
Die Digitalisierung schreitet voran
Steven Sasson erfand 1975 für Kodak die Kamera, die heute als Vorreiter der Digitalkamera angesehen wird. Da die portable all electronic still camera das analoge Signal vom CCD-Sensor digitalisiert auf einem Magnetband außerhalb der Kamera sicherte, ist sie eher als Prototyp zu bezeichnen. Das Potenzial der Kamera wurde jedoch nicht erkannt, weshalb sie erst im Nachhinein zu ihrem Ruhm kam. Sony stellte im Jahr 1981 die Kamera Mavica vor, die durch ihren kommerziellen Erfolg gemeinhin als Ur-Digitalkamera bezeichnet wird. Eigentlich ist der Prototyp von Steven Sasson jedoch als solcher zu betrachten.
In den USA sprangen namenhafte Firmen wie Canon, Nokia und Fuji auf den Digitalisierungs-Zug auf und tüftelten seitdem an Weiterentwicklungen ihrer Kameras. In Europa hingegen entwickelte sich das Interesse an dieser Technologie erst verhältnismäßig spät.
Ein großer Schritt in die Zukunft
Nachdem es viele Vorläufer für die erste wirkliche Digitalkamera gab, wurde diese 1991 endlich vorgestellt. Die Firma Dycam führte die Digitalkamera auf der Computerfachmesse CeBIT vor, sie trug den Namen Model 1. Die Fachpresse war begeistert von dieser Innovation, obwohl die Kamera aus heutiger Sicht eine relativ schlechte Leistung erbrachte: Der Aufnahmemodus war lediglich schwarz-weiß und die Auflösung war mit 376x284 Bildpunkten miserabel. Bemerkenswert waren jedoch der lichtempfindliche CCD-Sensor und dass ein integriertes Speichermodul die direkte Bildübertragung auf den Computer ermöglichte – ein Meilenstein der damaligen Zeit.
Ein Jahr später präsentierten bereits alle namenhaften Firmen auf der Photokina ihre Prototypen. Neben den klassischen Kameraherstellern wie Kodak und Rollei waren beispielsweise auch die Videogiganten Sony und Leaf anwesend. Alle wollten ein Stück von dem vielversprechenden Kuchen unter dem Schlagwort „Digital Imaging“ abhaben. Auf diesen Trend reagierte die Photokina, und so lautete das Motto der Messe 1994 „digital total“ – unwissend, dass dies das Motto sein wird, welches unsere heutige Zeit mehr bestimmen wird als alles andere.
Digitalisierung in allen Bereichen
Im gleichen Jahr sprang dann auch der deutschsprachige Raum auf den Zug der digitalen Fotografie auf. Die Vogelsänger-Studios, europaweit bekannt für ihren hohen Qualitätsanspruch im Bereich Interieurfotografie, gaben den Einsatz von Digitalkameras bekannt. Dadurch, dass ein Branchenführer diese Technologie nutzte, rückte sie auch in den Fokus von anderen Verbrauchern. Mit einem damaligen stolzen Preis von ca. 1500 Euro waren die Modelle jedoch sehr kostspielig, weshalb sie kaum ihren Weg in den privaten Gebrauch fanden. Der Kundenkreis blieb in den ersten Jahren deshalb sehr übersichtlich. Aufgrund dessen wagten Fotoexperten damals folgende Prognose:
„Für den oft zitierten Otto Normalverbraucher dürfte die Digitale Fotografie erst dann interessant werden, wenn namhafte Einzelhandelsketten einfach zu handhabende Digitalkameras als Massenware in ihren Regalen feilbieten und der Fotohandel gleichzeitig die Möglichkeit bietet, von den elektronischen Aufnahmen preisgünstige Papierbilder herzustellen – und dies wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch eine geraume Zeit dauern.“
Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass die Digitalisierung knapp 20 Jahre später in jeden unserer Lebensbereiche vorgedrungen sein wird. Allein im Jahr 2015 wurden mit Digitalkameras Umsätze von knapp 1,09 Milliarden Euro erzielt – Smartphones, Videokameras etc. nicht mitgezählt. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und fast alles ist heutzutage auf irgendeine Art und Weise digitalisiert. Wie weit sie bereits in der Mobiltelefonindustrie fortgeschritten ist, erfahren Sie im nächsten Teil unserer Serie.