Gastbeitrag
Kreative Bilder mit einfachen Mitteln
Die Fotografie ist eine tolle Kunstform. Für jeden ist etwas mit dabei. Die einen fotografieren auf Reisen gerne Menschen. Andere wiederum lieben Landschaftsbilder. Ästhetisch, dokumentarisch oder künstlerisch, die Fotografie bietet für Kreativköpfe fast unendliche Möglichkeiten.
Mit wenigen Mitteln kann man sehr stimmungsvolle oder auch lustige Bilder kreieren. Dafür braucht man kein aufwendig eingerichtetes Studio und auch keine teure Kamera. Du wirst staunen, was du in der eigenen Wohnung oder vor der Haustür so alles kreieren kannst. Journey Glimpse zeigen dir, wie es geht!
Man kennt sie, diese sehr stimmungsvollen Portraits, bei denen einfach alles stimmt. Das spezielle Licht, der Blick der Person und die Geste. Es sind Bilder, die Sehnsüchte wecken. Wie du schnell und einfach selbst solche Porträts kreieren kannst, lernst du in den nachfolgenden Abschnitten.
Mit der Sonne zum Wow-Effekt
Starten wir mit einem Bild, welches das Sprichwort „Nach dem Regen kommt die Sonne“ widerspiegelt. Das Bild lebt vom Spiel aus Licht und Schatten, sowie dem sehnsüchtigen Blick, welcher essentieller Bestandteil dieses Werkes ist. Was denkt die Person, die auf dem Bild zu sehen ist? Wohin schweift ihr Blick? Ist sie traurig, nachdenklich, hoffnungsvoll? Für Interpretationen gibt es hier viel Spielraum. Eine Antwort wollen wir auch gar nicht geben. Dafür verraten wir aber, wie ein solches Bild kreiert wird.
Zuerst stellt sich natürlich die Frage: Was braucht es alles für ein solches Bild?
Um das Wasser auf die Scheibe aufzutragen, benutzten wir eine Sprühflasche. Alternativ kann natürlich auch eine alte Putzmittelflasche mit Sprühkopf verwendet werden.
Für dieses Foto wurde zudem eine Plexiglasscheibe verwendet. Natürlich funktioniert aber auch ein Fenster.
Unsere Vorbereitungen sahen so aus, dass wir die eine Hälfe des Raumes möglichst abdunkelten, indem wir die Fensterländen schlossen, um das später einfallende Licht zu kontrollieren. Dann haben wir auf den Sonnenuntergang gewartet und die letzten Sonnenstrahlen des Tages abgepasst. Das Licht in der Goldenen Stunde, also kurz vor Sonnenuntergang, ist goldgelb und besonders weich, was diesem Bild eine ganz spezielle Stimmung verleiht.
Wir haben uns so positioniert, dass das hereinfallende Licht auf die Plexiglasscheibe fiel, die wir zuvor mit Wasser eingesprüht hatten.
Geschossen wurde das Bild mit einer Sony Alpha 7R III und dem Sony FE 55mm f/1.8 ZA Zeiss Sonnar T Objektiv, sowie mit Blende f1.8, Belichtungszeit 1/80 Sekunde und ISO 400.
Um diesen Schärfe-Unschärfe-Effekt zu erzeugen, arbeiteten wir mit der maximal offenen Blende. Generell vereinfacht es die Arbeit, wenn du ein möglichst lichtstarkes Objektiv wählst. Durch manuelles Fokussieren wurde hier der Fokus auf das vom Betrachter aus gesehen linke Auge gelegt. Natürlich kannst du auch auf das andere Auge fokussieren. Was besser gefällt, musst du für dich entscheiden.
Beim Fotografieren solltest du darauf achten, dass du dich als Fotograf oder Fotografin so positionierst, dass du keinen Schatten wirfst. Zudem wird das Bild ausdrucksstärker, wenn die Person auf dem Bild die Hand auf die Scheibe legt. Dies verstärkt die Aussagekraft.
Und so simpel sieht das Setting aus. Spannend, was man mit einer Sprühflasche, einer Scheibe und dem passenden Licht so anstellen kann.
Externe Lichtquellen für stimmungsvolle Bilder
Ein verträumter oder auch stimmungsvoller Look lässt sich nicht nur mit Hilfe von Sonnenlicht, sondern auch durch externe Lichtquellen erzeugen. Dafür eignet sich eine Lichterkette besonders gut. Wenn diese Bilder einen etwas mystischen Look erhalten sollen, raten wir zudem, einen dunklen Hintergrund zu wählen und den Raum möglichst gut abzudunkeln.
Dann muss man sich nur noch richtig positionieren. Das Model hält die Lichtquelle, der Fotograf oder die Fotografin macht den Rest.
Diese Bilder wurden mit der Sony Alpha 7R III und einer 55mm Festbrennweite geschossen. Die Blende war mit f1.8 maximal geöffnet, die Belichtungszeit lag bei 1/60 Sekunde und der ISO bei 500.
Auch hier gilt es, die Blende so weit wie möglich zu öffnen, um einen Schärfe-Unschärfe-Effekt zu erhalten. Ob die Schärfe am Ende auf den Lämpchen liegt, wie im Bild oben, oder aber auf der Person, wie im nachfolgenden Bild, bleibt dem Fotografen überlassen. Die Wirkung ist Geschmackssache. Der Fokus wurde jeweils manuell gelegt. Je nach Kamera funktioniert der Autofokus in solchen Low-Light-Situationen manchmal nicht. Deshalb lohnt es sich, die Fokussierung manuell zu machen.
Mit dem oben beschriebenen Setup gilt, dass je nachdem, wie weit du von der Hand und den Lämpchen entfernt stehst, die Person mehr oder weniger in der Unschärfe verschwindet. Entscheidend ist zudem auch die Perspektive. Es empfiehlt sich, dass der Fotograf oder die Fotografin leicht von oben fotografiert. So wird das Bild insgesamt stimmiger.
In der Fotografie gilt es aber, generell verschiedene Herangehensweisen auszuprobieren, die Perspektive zu wechseln und zu schauen, was dabei rauskommt. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Gut ist, was dir gefällt. Auch könnte man mit verschiedenen Brennweiten experimentieren. Und warum nicht auch mal der Wechsel vom Hochformat ins Querformat? Die Umgebung könnte auch noch miteinbezogen werden. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt und wenn beide, Model und Fotograf, Spaß haben, kann man Stunden beim Shooting verbringen.
Mit dem Küchensieb zu speziellen Lichteffekten
Jeder, der gerne Pasta isst, hat bestimmt ein Küchensieb bei sich zu Hause. Diese Abtropfschale ist nicht nur in der Küche eine wertvolle Hilfe, sondern lässt sich auch ganz hervorragend in der Fotografie für ein spannendes Licht- und Schattenspiel einsetzen.
Für dieses Bild benötigst du neben dem Küchensieb entweder Sonnenlicht oder eine externe Lichtquelle. Dein Model setzt sich dann mit dem Sieb in der Hand auf den Stuhl, den Boden oder wo auch immer das Foto geschossen werden soll. Dabei liegt es am Fotografen, das Sieb so auszurichten, dass sich Schatten und Lichtpunkte optimal über das Gesicht verteilen. Wir haben die Mitte des Siebes über die Stirn platziert, um so eine symmetrische Wirkung zu erzielen. Aber auch hier gilt: Richtig ist, was dir gefällt. Deshalb lohnt es sich, Varianten auszuprobieren und mit den Lichtpunkten zu experimentieren.
Für dieses Bild wurde das gleiche Kamera-Setting verwendet wie für die anderen beiden Bilder. Fotografiert wurde mit Blende f4.0, 1/320 Belichtungszeit, sowie ISO 100.
Da man auch hier mit Licht und Schatten arbeitet, ist es wichtig, dass du als Fotograf oder Fotografin keinen Schatten wirfst. Besonders stimmungsvoll wirkt das Bild, wenn der Hintergrund eher etwas dunkler ist, wie in diesem Fall der rote Ahorn. Das sorgt dafür, dass die Lichtpunkte noch besser zur Geltung kommen.
Zugegeben, das Küchensieb so über sich zu halten, sieht schon komisch aus. Der Lichteffekt im späteren Bild aber ist sehr spannend.
Das Spiel mit der Deckkraft
Im Gegensatz zu allen anderen Bildern kann das „Moody-Dance“-Bild ganz ohne Hilfsmittel erstellt werden – mal abgesehen von der Bildbearbeitungssoftware natürlich. Ein möglichst neutraler Hintergrund ist für dieses Bild von Vorteil. Das Geheimnis hinter diesem Bild liegt in der Erstellung und Verarbeitung mehrerer Fotos, welche später zu einem Bild zusammengefügt werden.
Geschossen wurden die Bilder mit der Sony Alpha 7R III und dem Sony G-Master FE16-35mm F2.8. Die Brennweite lag bei 29mm mit einer Belichtungszeit von 1/125 Sekunden, einer Blende von f4.5 und einem ISO von 640. Die Einstellungen sind natürlich immer von der vor Ort herrschenden Lichtsituation abhängig und können daher stark variieren. Die Blende sollte nicht komplett offen sein, wie bei den anderen Bildern, da wir hier eine geringe Schärfentiefe vermeiden möchten.
Und so wird es gemacht: Du lässt dein Model in verschiedenen Posen vor der Wand posieren. Obwohl es so aussieht, also würde die Person tanzen, ist es für dich als Fotograf einfacher, wenn die Person in den jeweiligen Posen verharrt. Denn so kannst du vermeiden, dass die Bewegung der Person verschwimmt. Würde sich also die Person bewegen und wir mit einer zu langen Belichtungszeit arbeiten, dann wäre die Person im späteren Foto verschwommen.
Um diese finale Komposition zu erhalten, musst du die geschossenen Bilder in eine Software wie beispielsweise Photoshop importieren. Wichtig dabei ist, dass jedes Bild auf einer eigenen Ebene zu liegen kommt. Dann beginnst du, mit der Deckkraft aller drei Ebenen zu spielen, bis du ein Ergebnis erhältst, das dir gefällt. Falls dein Hintergrund störende Elemente aufweist, könntest du diese mit dem Bereichsreparatur-Pinsel entfernen.
Noch mehr WOW dank Bildbearbeitung
Richtig belichtet, sehen die Bilder im JPEG-Format „out of Camera“ bereits klasse aus. Wer aber generell gerne Bilder mit Lightroom oder einer anderen Bildbearbeitungs-Software bearbeitet, hat mit diesen Aufnahmen natürlich eine tolle Spielwiese. Mittels Bildbearbeitung können die Effekte noch mehr hervorgehoben und dem Bild so ein ganz eigener Look verliehen werden. Die markantesten Veränderungen lassen sich erzielen, wenn mit Licht und Schatten gearbeitet wird. Beispielsweise, indem man den Hintergrund etwas abdunkelt und die Lichter etwas aufhellt. Ebenso können der Kontrast und die Klarheit ein wenig erhöht werden.
Wir wünschen viel Spaß und Kreativität beim Ausprobieren.
Journey Glimpse – das sind Steffi und Stefan. Badeurlaub war noch nie so ihr Ding. Sie sind eher auf der Straße, in der Steppe, dem Dschungel oder im abgelegenen Dorf anzutreffen. Da, wo sie mit anderen Kulturen, der Pflanzen- oder Tierwelt in Kontakt kommen und diese hautnah erleben. Daraus entstehen spannende Reisegeschichten voller eindrücklicher Momente. Die Fotokamera darf natürlich nicht fehlen, um jeden einzelnen Moment als Bild zu dokumentieren. Steffi und Stefan, zwei Fotoprofis durch und durch, jagen das besondere Licht und kombinieren es mit umwerfenden Landschaften. Bilder mit Tiefgang, das liegt ihnen am Herzen. Auf journeyglimpse.com berichten sie unter anderem über ihre Reisen und geben Expertentipps zum Thema Fotografie.
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