Modelleisenbahnen richtig in Szene setzen
Die kleinen perfekten Miniaturzüge, eingebettet in eine minutiös maßstabsgetreue Landschaft, begeistern seit Generationen Jung und Alt. Die kleinen Modelleisenbahnen sind seit nun mehr 125 Jahren auf dem Markt und ziehen begeisterte Liebhaber nach wie vor in ihren Bann. Mit den kleinen Lokomotiven und den kunstvoll gestalteten Landschaften entstehen eigene kleine Welten, die den Betrachter faszinieren. Mit viel Liebe zum Detail schaffen die Modelleisenbahnfans oft über Wochen und Monate hinweg diese Szenarien. Diese bieten eine tolle Grundlage für außergewöhnliche Fotomotive.
Vorbereitung für gelungene Aufnahmen
Eine gute Vorbereitung des Arrangements ist die halbe Miete bei einem gelungenen Miniaturfoto der Modelleisenbahn. Befreien Sie Bäume, Büsche und Wagons von Staubkörnern. Unschöne Fingerabdrücke auf glatten Oberflächen dürfen nicht zu sehen sein. Schummeln und Tricksen ist hier durchaus erwünscht, so dass die Bildwirkung perfekt wird. Lassen Sie beispielsweise unschöne Abschnitte hinter Bäumen und Büschen aus der Modelllandschaft verschwinden. Vor dem Fotografieren sollten alle Lichter von Fahrzeugen und Straßenbeleuchtungen eingeschaltet werden, um einen möglichst lebendigen Effekt zu erzielen. Rauch aus Schornsteinen und der Eisenbahn darf selbstverständlich nicht fehlen. Nicht nur die Details im vorderen Teil des Bildes sollten stimmig sein, auch der Hintergrund muss dem Licht und der Tageszeit angepasst sein. Wählen Sie einen hellblauen oder gräulich-weißen Hintergrund für Aufnahmen im Tageslicht und warme Orangetöne für Aufnahmen im Abendlicht. Solche speziellen Hintergründe gibt es im Fachhandel für Modelleisenbahnen zu kaufen.
Die richtige Perspektive beim Fotografieren von Modelleisenbahnen
Die Wahl der Perspektive ist ein wichtiger Schritt zum perfekten Foto Ihrer Modelleisenbahn. Die Kamera sollte auf Augenhöhe der Modellfiguren eingestellt werden, um einen möglichst realistischen Blickwinkel zu erhalten. Um eine geeignete Blickachse ohne störende Gegenstände zu erhalten, muss meist etwas aus der Miniaturwelt abgebaut werden, doch die Mühe lohnt sich. Versuchen Sie eine ausgewogene Bildkomposition durch das Beachten des goldenen Schnitts zu erlangen und optische Tiefen durch perspektivische Schrägen zu erhalten.
Ausleuchten der Modelleisenbahn
Nichts beeinflusst die Stimmung und das Vortäuschen von Realität so sehr, wie das richtige Licht. Beim Fotografieren von Modelleisenbahnen sollte die Verwendung von direktem Blitzlicht unbedingt vermieden werden, da diese starken Reflektionen auf glatten Flächen wie Häuserdächern oder der Lokomotive verursachen kann. Welche externen Lichtquellen es gibt und wie Sie diese richtig einsetzen, können Sie in unseren Artikeln zum Thema Lichttechnik ausführlich nachlesen.
Aufnahmen in Tageslichtstimmung
Erzeugen Sie mit mindestens zwei hellen und sauberen Lichtquellen eine konsequente, weiche Ausleuchtung der gesamten Anlage samt Hintergrund. Dies gelingt am besten durch eine indirekte Beleuchtung über weiße Wände oder andere Reflektoren. Mit diesem gleichmäßigen Grundlicht können bereits Bilder erzeugt werden, die an einen Tag mit Wolken bedecktem Himmel erinnern. Um einen Sonnentag zu simulieren, bedarf es ein wenig mehr Licht und sichtbare Schattenwürfe. Das sogenannte Führungslicht dient als Lichtquelle der Sonne und sollte entsprechend dem Stand der Sonne von schräg oben auf den Bildausschnitt ausgerichtet werden. Es entstehen kleine Schlagschatten der Gegenstände, die die Szene der Modelleisenbahn noch realistischer wirken lassen. Nehmen Sie sich Zeit, um den idealen Einfallswinkel zu finden. Hier können bereits wenige Millimeter den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Die goldene Stunde für die Modelleisenbahn-Fotografie simulieren
Besonders romantisch wirken die dargestellten Eisenbahnszenerien im goldenen Abendlicht mit langen Schatten. Hierfür wird der Winkel des Führungslichtes entsprechend nach unten verlagert und mit einem gelb-rötlichen Filter angepasst. Auch der Hintergrund darf mit einem entsprechenden Motiv in goldenen oder orangen Tönen angeglichen werden.
Modelleisenbahnen bei Nacht fotografieren
Effektvolle Fotos in denen die Beleuchtung von Waggons, Straßenlaternen und Wohnhäusern besonders gut zur Geltung kommen, erhalten Sie durch Nachtaufnahmen. Der Raum wird völlig abgedunkelt und das künstliche Grundlicht ausgeschaltet oder mit entsprechenden Filtern dunkelblau gefärbt. Ein Gegenlicht wird in einem sehr flachen Winkel gegenüber der Kamera positioniert, um die Umrisse der Objekte hervorzuheben. Achten Sie darauf, dass das Objektiv der Kamera selbst abgeschattet wird, um Reflexionen und Lichtpunkte zu vermeiden. Das Führungslicht wird stark abgeschwächt, sodass die Flächen gerade noch zu erkennen sind. Es sollten nicht mehr Lichter des Modells eingeschaltet werden, als unbedingt nötig, denn die umliegenden Oberflächen können reflektieren und stören den realistischen Effekt.
Kameraeinstellung in der Modelleisenbahnfotografie
Haben Sie die perfekte Position und Lichtstimmung für Ihre Aufnahme gefunden, geht es nun an die optimalen Einstellungen der Kamera.
Bei Tageslichtaufnahmen können Sie immer mit viel Hintergrundunschärfe spielen, um effektvolle Fotos zu machen. Dies hat den Vorteil, dass die fotografierte Eisenbahn maximal im Fokus steht, da der Hintergrund nur unscharf dargestellt wird. Die Unschärfe im Hintergrund verbirgt zudem das ein oder andere Detail, dass auf einem durch und durch scharfen Foto eher unrealistisch wirken würde.
In der Modelleisenbahnfotografie liegt das Augenmerk meist auf Nahaufnahmen besonders schöner Lokomotiven, Wagons oder Bauten in der Modelleisenbahnlandschaft. Dennoch sollten Sie hin und wieder eine Aufnahme Ihrer gesamten Anlage machen, um die Erweiterungen und die Veränderung zu dokumentieren. Für eine solche Aufnahme sollten Sie auf Hintergrundunschärfe verzichten. Schließen Sie hierfür die Blende so weit wie möglich, indem Sie einen kleinen Blendenwert nutzen. Durch die geschlossene Blende fällt allerdings weniger Licht auf den Sensor der Kamera, weshalb die Belichtungszeit erhöht werden muss, um wieder ausreichend Licht auf den Sensor zu bekommen. Während dieser Aufnahme sollte auf der Modelleisenbahnanlage alles stillstehen, da ein fahrender Zug oder andere bewegliche Bauteile Bewegungsunschärfe verursachen würde. Auf eine Erhöhung des ISO-Wertes sollte verzichtet werden, da ein zu hoher ISO-Wert Bildrauschen verursacht.
Da es sich bei der Fotografie von Modelleisenbahnen um ein Stillleben handelt, ist es generell ratsam das fehlende Licht über längere Belichtungszeiten auszugleichen. Um mit diesen längeren Belichtungszeiten ein verwacklungsfreies Foto zu erhalten, sollten Sie unbedingt ein Stativ verwenden. Zudem können Sie unter der Verwendung eines Statives bequem mit dem Live-View-Modus fotografieren und die angewendeten Einstellungen der Kamera direkt auf dem Display sehen. Insbesondere für Fotografieeinsteiger bietet sich diese Funktion als Hilfestellung an.
Fazit der Modelleisenbahnfotografie
In der Fotografie gibt es zwar einige Regeln, in welchen Fällen die Blende geöffnet oder geschlossen und die Belichtungszeit lang oder kurz sein soll, eine genaue Formel für die richtigen Einstellungen in einer bestimmten Situation gibt es allerdings nicht. Je nach vorhandenem Equipment und den im Raum gegebenen Lichtbedingungen sind die erforderlichen Einstellungen anders. Deshalb sollten Sie sich für Ihre Aufnahmen etwas Zeit nehmen und an die richtigen Einstellungen der Blende und der Belichtungszeit herantasten.
Kombiniert mit einer guten Vorbereitung schaffen Sie es garantiert, faszinierende und nahezu realistisch wirkende Miniaturbilder von Ihrer Modelleisenbahn zu machen.