Photoshop Anleitung für einen künstlichen Bokeh-Effekt
Der Begriff «Bokeh» ist japanisch und bedeutet unscharf und verschwommen. In der Fotografie wird dieser Begriff verwendet, um die Ästhetik der unscharfen Bildbereiche einer Aufnahme zu beschreiben. Bezogen auf die Bildwirkung, hilft der Bokeh-Effekt dabei, das Hauptmotiv der Aufnahme richtig zur Geltung zu bringen.
Dieser Effekt wird durch eine weit geöffnete Blende erzeugt, die die Schärfentiefe des Bildes geringhält. Lassen die Gegebenheiten des Objektivs keinen oder einen nicht ausreichenden Unschärfe-Effekt zu, kann dieser auch im Nachhinein mit Photoshop erzeugt werden. Wir zeigen dir Schritt-für-Schritt, wie es geht.
Schritt 1: Unschärfe im Hintergrund mit Photoshop erzeugen
Im ersten Schritt erzeugen wir mit Hilfe von Photoshop zunächst die gewünschte Hintergrundunschärfe. Um dein Hauptmotiv vor allen zukünftigen Bearbeitungsschritten zu schützen, markiere es mit Hilfe des Schnellauswahl-Werkzeug. Dieses findest du in der linken Seitenleiste.
Wurde das Objekt bzw. dein Hauptmotiv grob umrandet, kann der «Auswählen-und-maskieren–Modus» genutzt werden, um die Auswahl zu verfeinern. Nutze die Ansicht «Überlagerung». Dadurch werden alle nicht ausgewählten Flächen rot dargestellt. Anschließend kannst du mit dem Pinsel, dem «Schnellauswahl-Werkzeug» oder dem «Kante-verbessern-Pinselwerkzeug» dein Objekt klar definieren. Bist du mit der Auswahl zufrieden, kannst du den «Auswählen-und-maskieren–Modus» verlassen.
Durch die Auswahl des Objektes, würden sich nun alle weiteren Bearbeitungsschritte auf den ausgewählten Bereich beziehen. Das Ziel ist es jedoch, das ausgewählte Objekt unangetastet zu lassen. Um alles, außer dem Objekt auszuwählen, gehe im oberen Menü auf den Reiter «Auswahl» sowie im Kontextmenü auf «Auswahl umkehren».
Wurde die Auswahl umgekehrt, kann nun der Filter «Tilt-Shift» angewendet werden. Diesen findest du ebenfalls im oberen Menü unter dem Reiter «Filter» und «Weichzeichnergalerie».
Der «Tilt-Shift-Filter» besteht aus einem Kreis, zwei durchgezogenen und zwei gestrichelten Linien. Die beiden durchgezogenen Linien kennzeichnen den Bereich, der nicht weichgezeichnet wird. Zwischen den durchgezogenen und den gestrichelten Linien wird ein Übergang von scharf zu unscharf geschaffen.
Positioniere zu Beginn den Kreis auf deinem Hauptmotiv bzw. dem Objekt, welches später im Vordergrund stehen soll. Durch die weiße Füllung des Kreises wird die Stärke der Weichzeichnung angegeben. Diese lässt sich durch die Bewegung des Kreises oder durch den Regler in den Einstellungen des Weichzeichner-Werkzeuges verändern. Es ist sinnvoll den Weichzeichner-Effekt direkt zu Beginn zu erhöhen, um die Wirkung der umpositionierten Linien besser zu erkennen.
Nun richtest du die Linien in deinem Bild aus. In diesem Beispiel ist eine Weichzeichnung unterhalb der Tasse nicht gewünscht, weshalb die unteren Linien über den Bildrand hinausgeschoben werden.
Abgesehen von den Weichzeichnungsbereichen, können in den Einstellungen des Weichzeichner-Werkzeuges weitere Änderungen vorgenommen werden. So ist es möglich, durch die Bewegungen der Regler «Bokeh-Lichter» und «Helligkeitsbereich», Blendenflecken zu erzeugen und somit den Unschärfe-Effekt zu verstärken.
Schritt 2: Künstliche Blendenflecken in Photoshop erzeugen
Sind die Blendenflecken, die durch die Einstellungen des Weichzeichner-Werkzeuges entstanden sind, noch nicht ausreichend, lässt sich dieser Effekt ebenfalls künstlich erzeugen.
Wie im ersten Bearbeitungsschritt solltest du die Motiv-Bereiche schützen, die nicht bearbeitet werden sollen. Wähle diesmal den gesamten Vordergrund aus, da sich die Blendenflecken nur im Hintergrund des Bildes befinden sollen.
Nutze den «Auswählen-und-maskieren-Modus» und erstelle diesmal eine neue Ebene. Setze dazu im unteren Bereich der Einstellungen (rechts) einen Haken bei «Farben dekontaminieren» und wähle «neue Ebene mit Ebenenmaske» aus. Benenne diese in «Vordergrund» um. Markiere erneut die Ebene 0 (Hintergrundebene) und erstelle zwischen Hintergrund und Vordergrund eine neue Ebene. Diese heißt in unserem Beispiel «Blendenflecken».
Wähle nun das Pinselwerkzeug aus und öffne die Einstellungen. Unter dem Reiter «Pinselform», wählst du am besten einen harten, runden Pinsel und passt die Pinselgröße deinem Bild an. In unserem Beispiel wird eine Pinselgröße von 500 Pixel benötigt. Unter Pinseleinstellungen verschiebst du den Regler «Abstand» so weit, bis du in der Pinselvorschau einzelne Kreise statt einer Linie siehst.
Wechsele in den Reiter «Formeigenschaften» und erhöhe den Wert «Größen-Jitter» auf 70 bis 80 Prozent. Dieser Regler definiert den Größenunterschied der einzelnen Kreise. Unter «Streuung» muss bei dem Kästchen «beide Achsen» ein Haken gesetzt werden und unter «Transfer» kannst du die Deckkraft der Linie beziehungsweise der Kreise bestimmen. Bist du mit deinen Einstellungen zufrieden, kannst du dir deine Werte als Pinselvorlage speichern. Nenne sie beispielsweise «Bokeh» oder «Blendenflecken».
Versichere dich, dass für den Pinsel die Farbe Weiß gewählt wurde und dass die Ebene «Blendenflecken» markiert ist. Nun kannst du mit deinem Pinsel auf dieser Ebene malen. Halte dazu den linken Mauszeiger gedrückt und bewege die Maus in geschwungenen Linien über den Bereich, in dem die Blendenflecken sein sollen.
Öffne mit einem rechten Mausklick auf die Blendenflecken-Ebene das Kontextmenü und wähle «In Smartobjekt konvertieren». Anschließend wähle im «Mischmodus» ineinander kopieren. Um die Blendenflecken natürlicher wirken zu lassen, wähle im oberen Menü unter «Filter» und «Renderfilter» die Anwendung «Blendenflecke» aus. Sind dir die Blendenflecken zu stark, kannst du ganz einfach die Deckkraft der Blendenflecken-Ebene reduzieren.
Um das Ergebnis weiter zu verfeinern, kannst du über der Blendenflecken-Ebene eine weitere Ebene hinzufügen und den Vorgang wiederholen. Variiere dabei die Deckkraft, um unterschiedlich starke Blendenflecken zu erzeugen.
Fazit
Hat man kein Objektiv zu Hand, mit dem sich durch eine weit geöffnete Blende ein schöner Bokeh-Effekt erzeugen lässt, kann Photoshop helfen. Mit Hilfe der Weichzeichnungsanwendung ist es meist nicht sehr schwer, eine schöne Unschärfe im Hintergrund zu generieren. Oft reicht dieser Unschärfe-Effekt bereits aus, um die Bildwirkung positiv zu beeinflussen. Für noch etwas mehr Raffinesse kann der Hintergrund mit Blendenflecken spannender gestaltet werden.
Viel Freude beim Ausprobieren!