Anfängerfehler vermeiden: Sterne richtig fotografieren
Bei einer Foto-Tour am Tag können die Stunden und Minuten schon einmal wie im Flug an einem vorbeiziehen und ganz nebenbei wird es auch noch dunkel. Dies klingt nach einer guten Gelegenheit für ein paar Nachtaufnahmen mit einem funkelnden Sternenhimmel. Für gelungene Aufnahmen von Sternen oder der Milchstraße sind jedoch ein paar Dinge zu berücksichtigen.
Wir erklären dir, wie du einen beeindruckenden Nachthimmel wirkungsvoll festhaltest und welche Fehler es dabei zu vermeiden gilt.
Fehler 1: Der Blick aus dem Fenster als Wetterprognose
Nahezu jeder leidenschaftliche Hobbyfotograf ist bei schönem Wetter angeregt mit seiner Kamera nach draussen zu gehen. Doch während tagsüber schönes Wetter für gute Fotos sorgt, spielen bei der Sternenfotografie andere Faktoren eine wichtige Rolle. Einen ausschlaggebenden Einfluss hat die Mondphase, da bei Vollmond viele Sterne durch den Schein des Mondes überstrahlt werden. Infolgedessen eignen sich die vier Tage vor und nach Neumond am besten für eindrucksvolle Nachtaufnahmen. Die Mondphasen lassen sich durch einen Mondkalender mitverfolgen, welcher auch auf zahlreichen Webseiten und Apps zu finden ist.
Des Weiteren lassen sich Sterne bei kalter Luft besser fotografieren als bei warmer Luft, da diese klarer ist. Zudem bietet sich nach Regen, welcher ebenfalls für klare Luft sorgt, eine besonders gute Gelegenheit, den Nachthimmel zu fotografieren. Kommt zu kalter, klarer Luft jedoch eine schneebedeckte Fläche hinzu, kann diese zum Problem werden. Der weiße Schnee reflektiert das Licht und die Sterne auf dem Foto sind schlecht sichtbar. Es eignen sich besonders die Monate März bis Mai und September bis Oktober für nächtliche Foto-Touren.
Fehler 2: Neuland Astronomie
Wie bereits erwähnt, erfordert es etwas Hintergrundwissen zum Mond und seinen Phasen, um gute Bedingungen zur Sternenfotografie zu erwischen. Kenntnisse über die Sternbilder und die Milchstraße sind ebenfalls sehr hilfreich für eine eindrucksvolle Bildkomposition. Aus diesem Grund ist es immer nützlich, eine Sternenkarte dabei zu haben. Diese ist besonders praktisch als App auf dem Smartphone. Beispielsweise zeigt die gratis App SkyView® (iOS / Android) nicht nur die Standorte verschiedener Sternenbilder, sondern auch die Standorte der Sonne, des Mondes, der Planeten sowie der Satelliten. Zudem besitzt diese App eine Suchfunktion, die dich zur konkreten Position eines Sternbildes oder eines anderen Himmelskörpers führt.
Eine weitere sehr nützliche App ist PhotoPills (iOS / Android). Diese ist zwar kostenpflichtig, bietet dafür aber jede Menge hilfreiche Funktionen. Sie gibt genaue Auskünfte über den Verlauf der Sonne, des Mondes und der Milchstraße am konkreten Standort, welcher im Live-View-Modus betrachtet werden kann. Ebenso werden die Mond- und Sonnenphasen sowie die goldene und blaue Stunde in der App aufgegriffen. Für die konkrete Organisation einzelner Foto-Sessions wird zudem ein Planer bereitgestellt, der genau erkennen lässt, in welchen Stunden es besonders lohnenswert ist, draussen zu fotografieren.
Unabhängig von der Sternenfotografie bietet diese App eine große Auswahl an Kameras, sodass die Anwendungen konkret auf die eigene Kamera abgestimmt werden kann. Mit Hilfe dieser Abstimmung können zahlreiche Tipps zu verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten in den Bereichen Belichtung, Schärfentiefe, Objektdistanz und zu vielem mehr gegeben werden. Zum besseren Verständnis stellt die App Bedienungsanleitungen sowie YouTube-Tutorials bereit.
Fehler 3: Sterne gibt es überall
Die Aussage „Sterne gibt es überall“ ist grundsätzlich richtig und trotzdem können sie nicht an jedem beliebigen Ort bestaunt werden. Gerade in großen Städten kommt es durch die vielen Laternen, den Straßenverkehr und auch die aufleuchtenden Werbereklamen unzähliger Geschäfte zu einer großen Lichtverschmutzung. Das bedeutet, dass es nie richtig dunkel wird. Aus diesem Grund solltest du einen Ort fernab der Stadt aufsuchen, um Sterne zu fotografieren. Je weniger Umgebungslicht, desto besser ist die Ausgangssituation für ein gelungenes Shooting bei Nacht. Obendrein verhilft auch ein höher gelegener Punkt, wie ein Hügel, ein Berg oder ein Ausgangspunkt, zu einer freien Sicht.
Fehler 4: Fotografieren im Autofokus
Bevor es an die Einstellungen geht, sind zunächst einige Fragen bezüglich der Ausrüstung zu klären. Die besten Voraussetzungen für eine Aufnahme des Nachthimmels bieten Vollformatkameras aufgrund ihres großen Sensors, da dieser weniger Probleme mit dem Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten hat. Das schließt jedoch nicht aus, dass eine gute Aufnahme nicht auch mit einer Kamera mit einem kleineren Sensor, wie beispielsweise einem APS-C Sensor, gemacht werden kann.
Doch der Body der Kamera macht die Arbeit nicht allein. Das Objektiv spielt eine erhebliche Rolle. Dieses sollte vor allem so weitwinklig und lichtstark wie möglich sein und eine Blendenzahl von vier oder weniger zulassen. Der Autofokus spielt bei der Wahl des Objektivs zur Sternenfotografie keine Rolle, da der Fokus in der Sternenfotografie ohnehin manuell gesetzt wird.
Aufnahmen des Nachthimmels werden immer offenblendig fotografiert. Das heißt, die kleinste vorhandene Blende wird gewählt, um so viel Licht wie möglich einzufangen. Dabei ist der komplizierteste Schritt die Fokussierung auf Unendlich. Bei manchen Objektiven ist das Unendlich-Zeichen direkt am Fokusring abgebildet, was die Einstellung wesentlich erleichtert. Ist diese Abbildung nicht gegeben, besteht die Möglichkeit, bereits am Tag ein sehr weit entferntes Objekt scharfzustellen, um sich anschließend eine eigne Markierung am Objektiv zu setzen. Allerdings ist dies nur bei Objektiven möglich, bei welchen sich der Objektivring unendlich weit drehen lässt.
Zur Überprüfung der Scharfstellung kann der Live-View-Modus behilflich sein. Da dieser um ein zehnfaches vergrößert werden kann, lässt sich leichter erkennen, ob der fokussierte Punkt tatsächlich scharfgestellt wurde. Ist dies nicht der Fall, kannst du die Schärfe in kleinen Schritten nachjustieren.
Der ISO-Wert ist in der Fotografie idealerweise eher klein zu halten, um ein Rauschen im Bild zu vermeiden. Bei der Fotografie von Sternen solltest du jedoch recht hohe Werte verwenden, um eine optimale Bildwirkung zu erzielen. Je nach Kameramodell werden ISO-Werte zwischen 1600 und 8000 eingesetzt. Deshalb ist es umso wichtiger bei klarer Luft zu fotografieren, da diese das Rauschen erheblich verringert.
Wurden alle Einstellungen vorgenommen, kann das Bild mit einer Belichtungszeit von 15 bis 30 Sekunden aufgenommen werden. Länger als 30 Sekunden solltest du jedoch nicht belichten, da aus den kreisrunden Sternen sonst Streifen werden. Aufgrund der langen Belichtungszeit ist der Einsatz eines Stativs empfehlenswert. Zusätzlich kann ein Fernauslöser eine große Hilfe sein, um Verwacklungen durch das Auslösen zu vermeiden.
Fehler 5: Die Kamera ausschließlich auf den Himmel richten
Der Sternenhimmel und vor allem die Milchstraße sind äußerst beeindruckend. Dennoch kann ein Bild, welches nur den Himmel zeigt, schnell langweilig wirken. Die richtige Spannung kann durch das Einbeziehen weiterer Bildelemente erzeugt werden, wie zum Beispiel einen Baum, eine Straße, ein Gebäude oder die Silhouette einer Landschaft.
Fazit
Das Fotografieren des Sternenhimmels ist mit einigen Vorbereitungen verbunden, die jedoch für beeindruckende Resultate sorgen. Also sei experimentierfreudig, spiele mit den ISO-Werten und Belichtungszeiten und beziehe Objekte und Streulicht von Straßen oder Städten in deine Bildgestaltung ein. Mit der Übung kommt der Erfolg.
An dieser Stelle möchten wir uns bei Andreas Franke bedanken, der uns nicht nur mit seinen unglaublichen Aufnahmen beeindruckt hat, sondern uns auch bei der Erstellung dieses Artikels mit wertvollen Ratschlägen zur Seite stand.