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  • Olaf Unverzart

    Von Menschen und alpinen Landschaften

    Olaf Unverzart

    Seit Menschengedenken üben sie eine nahezu unheimliche Faszination auf uns aus - Bergwelten. Auch noch im längst zivilisierten Menschen berühren sie etwas Archaisches. Sie sind herausfordernd, erhaben und manchmal auch tödlich. Generationen von Bergsteigern rangen an ihren steilen Wänden mit den eigenen Kräften, führten den Kampf gegen die Einsamkeit und fühlten den Schmerz der Enttäuschung, wenn der Berg stärker ist als der Mensch. Auch der Fotograf Olaf Unverzart fühlt sich von Bergen magisch angezogen. Sie fordern ihn körperlich und psychisch – geben ihm Freiheit, Ruhe und Überblick.

    Olaf Unverzart

    ALP

    Dabei kam er als Sohn einer Bauernfamilie aus dem Oberpfälzer Wald erst verhältnismässig spät mit der Bergwelt der Alpen in Kontakt. Als Kind waren es Ausflüge mit den Eltern nach Südtirol. In der Jugend begann er, sich als Fahrradfahrer körperlich mit den Bergen zu messen.

    Seit einigen Jahren dokumentiert er die Alpen fotografisch. Daraus ist nun der beeindruckende Fotoband ALP entstanden.

    Auf unzähligen Reisen und Touren hat er über 12 Jahre alpine Landschaften bereist und eine visuelle Komposition sublimer, aber auch oftmals profaner Bergwelten entwickelt. Er selbst spricht von subjektiver Dokumentation, geprägt durch den individuellen Standpunkt und eine zurückgenommene Beobachtung. Hier werden keine Bergkulissen oder Alpenpanoramen gezeigt, sondern es wird ein sehr nüchterner und zugleich ehrfurchtsvoller Blick auf eine einzigartige Kulturlandschaft geworfen.

    Landschaft versteht Unverzart als vom Menschen geformt. Auch wenn Menschen meist abwesend sind auf seinen Bildern, sind ihre Spuren doch auf den meisten Fotografien zu erkennen. Mal plakativ in Form von in den Stein geschlagenen Tunneln, ein anderes Mal subtil als nur kaum erkennbarer Wegweiser.

    Olaf Unverzart

    Bedrohte Berglandschaft

    Unverzart sagt, dass es ihn sprachlos und traurig mache zu sehen, wie die Menschen sich die Natur erkaufen, sie kategorisieren und unterwerfen. Er beklagt die fehlende Ehrfurcht und Profitgier. So sieht der Betrachter oft auf den Fotografien, wie sehr sowohl der weite Blick als auch der Wuchs der Natur durch menschliche Bauten begrenzt ist. Einbetonierte Bergwände, Zäune zum Schutz vor Lawinen, Tunnel, Staudämme, Wege, Strassen.

    Aber auch immer wieder überwältigende Natur.

    Gewaltige Gesteinsschichten, satte Wiesen, weiter Himmel – malerische Abstufungen von Grau, Rot, Blau und Grün bilden reizvolle Tableaus. Es finden sich Gegenüberstellungen von Ingenieurskunst und Gotteswerk. Auf manchen Fotos gehen menschliche Bauten und Berg fliessend ineinander über. Wiederum andere Fotos zeigen die Vergänglichkeit menschlicher Bauten. Eingestürzte Tunnel, verwitterte Wege, brüchige Mauern geben eine Ahnung davon, dass sich Natur letztendlich nicht begrenzen lässt und ihre Landschaften mit Sicherheit zurückkehren werden.

    Mancher Berg sieht doch arg geschunden aus, durch Naturgewalten wie Gletscherbewegungen, Wasser und Erosionen, Stürme oder eben auch menschliche Eingriffe. Tiefe Furchen und Narben auf den erhabenen Riesen, die von den unfassbaren Kräften erzählen, die auf das Gestein seit Jahrtausenden wirken.

    Olaf Unverzart

    In der Tradition der Alpenfotografie

    Für Unverzart ist das Erklimmen des Berges und die damit einhergehende körperliche Anstrengung ein wichtiger Teil seiner Arbeit, verleiht es ihm doch ein physisches Gespür von sich und seinem Motiv. Mit seinem Entdeckergeist bewegt sich Unverzart in der Tradition der Alpenfotografie. Die, begründet in der Mitte des 19. Jahrhunderts fernab vom Massentourismus, zunächst zum Zweck der Forschung und der militärischen Erschliessung, lange Zeit ein Privileg von entsprechend materiell begüterten Personen war.

    Den Pionieren gleich, wählt Olaf Unverzart eine Plattenkamera und analogen Film für seine Aufnahmen. Eine sprichwörtlich schwerwiegende Entscheidung – bringt die Ausrüstung insgesamt doch um die 20 kg auf die Waage. Findet er ein Motiv, wartet er auf weiches und farbloses Licht. Komposition, Lichteinfall, Stimmung – die wichtigsten Entscheidungen trifft Unverzart vor dem Auslösen, sodass er meist lediglich zwei Blatt pro Motiv belichtet. Das macht ca. 20 Motive pro Jahr. Für seine Fotos nutzt er eine Sinar F2, meist Normalobjektiv und 4 x 5 Zoll Negativfilm.

    Olaf Unverzart

    Eindrucksvoller Blick ins Alpenmysterium

    Sein Fotoband »ALP« endet mit einer Serie von Gipfeln – Eiger, Piz Badile, Grosse Zinne, Petit Dru, Matterhorn und Grandes Jorasses, dessen Bild Unverzart aufgrund der Lichtverhältnisse zu seinen Lieblingsmotiven zählt. Damit unternimmt er eine Hommage an das grosse Zeitalter des Bergsteiges und bildet eine Serie der Nordwände, die als die sechs letzten Herausforderungen des Alpinismus galten. Unverzart füllt mit seinem Bildband eine Leerstelle. Denn seiner Meinung nach gab es in den letzten zwanzig Jahren keine künstlerisch wichtige fotografische Beobachtung der Alpen.

    Der von Unverzart bewunderte Bergsteiger Hermann Buhl sagte einmal über das Bergsteigen, dass es etwas Unstetes sei. Man ginge und komme nie ans Ziel. Darin läge vielleicht gerade der besondere Reiz. Man sucht etwas, das man nie findet. Unverzart hat es mit seinem Fotoband geschafft, dem Betrachter einen nicht immer unverstellten, aber immer eindrucksvollen Blick in das Mysterium alpiner Landschaften zu bieten.

    Olaf Unverzart

    © Olaf Unverzart

    Link: www.unverzart.de

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